Lorraine Daston – Regeln

Rule Britannia, Britannia rule the waves.

Wirklich schlimmer Ohrwurm

Regeln und Normen sind das Betriebssystem unseres Zusammenlebens – vom Kleinen bis zum Großen und auch dann, wenn es dem Regelunterworfenen gar nicht in dieser Klarheit bewusst ist, weil Regeln gar nicht als solche wahrgenommen und kategorisiert werden. Diesen Netzwerk aus Regeln, das unser Leben vom Kochbuch bis zur roten Ampel durchzieht, nähert sich Lorraine Daston aus historischer Perspektive von der Antike bis in die Neuzeit. Dabei gelingt es ihr, Grundfragen der Struktur von Regeln und der Systematik von Regelsetzung mit größerer Klarheit und schärferem Blick zu umreißen als so manchem Rechtswissenschaftler. Entlang der Geschichte von Regeln wirft sie immer wieder einen Blick auf die Grundherausforderungen von Regelsetzung. So ermöglichen „schlanke“, aber allgemeine Regeln viel Deutungsspielraum und Ermessen bei der Anwendung. Sehr auf konkrete Einzelfälle bezogene („füllige“) und damit gleichzeitig unflexible Regeln sind dazu der Gegenentwurf. Durch zahlreiche Beispiele arbeitet sie heraus, wie Regeln durch ihre Leitwirkung akzeptiert und zu Routinen wurden oder in Schönheit gescheitert sind. Nicht nur daraus leitet sie ab, dass eine 100-%ige Ordnung selbst mit den idealistischsten Regeln nicht zu erreichen ist. Auch mit ihrem Brückenschlag zu algorithmischen Regeln gelingen ihr einige Denkanstöße. Hörenswert im Übrigen auch der mit ihr zum Buch aufgenommene Podcast.


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